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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Buch
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tipps
Buch

Mann im Dunkel
Paul Auster

ra. Paul Auster liebt das literarische Experiment. Und seit «Stadt aus Glas» tauchen in seinen Romanen immer wieder auch der Autor selbst auf. Die Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit werden in Austers Werken oft verschoben. «Man im Dunkel» ist da nicht anders. Im Prinzip ist dieser neuste Roman des New Yorkers eine Art Weiterführung oder Variante des Vorgängers «Reisen im Skriptorium». Hier ist es der 72-jährige August Brill, ehemaliger Literaturkritiker und Journalist, der im Halbdunkel in seinem Rollstuhl zwischen Schlaf- und Wachzustand sich eine Geschichte ausdenkt, um sich vor den quälenden Alltagssorgen abzulenken. Schon bald ist für Brill nicht mehr klar, welche Welt die gefühlte nd welche die «echte» Realität ist… Ein Roman, der sich liest wie ein neues Kapitel in Paul Austers eigenen Goldberg-Variationen.

Paul Auster. Mann im Dunkel. Roman. Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Verlag rowohlt. 224 Seiten, gebunden.
€ 17,90 / CHF 32.20

Haus der Begegnungen
Martin Amis

ra. Wenn es um die Schilderung familiärer Zerwürfnisse geht, dann kommt Martin Amis in Hochform. Immerhin muss der grossartige Schriftsteller sich persönlich seit Jahren von seinem Vater und dessen übermächtiger Figur losschreiben. Sir Kingsley Amis ist das Schicksal von Martin, hat ihn aber zum Autoren werden lassen, den er heute ist. In «Haus der Begegnungen» erzählt Amis die Geschichte zweier ungleicher Brüder, die die gleiche Frau lieben und die beide im Gulag landen. Die Geschichte wird vom namenlosen der beiden Brüder im Rückblick und während einer Reise zurück in den hohen Norden erzählt. Lakonisch, machmal kalt, dann urplötzlich mit unerwarteter Poesie wird die Geschichte des Erzählers, seines Bruders Lew und der gemeinsamen Liebe Zoya mit den Erinnerungen an die Gefangenschaft kunstvoll verwoben. «Haus der Begegnungen» ist eine der verwegensten Dreiecksgeschichten der Literatur und nicht nur für Liebhaber von Amis’ literarischem Werk ein Lesetipp.

Martin Amis. Haus der Begegnungen. Roman. Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Verlag Hanser. 240 Seiten, fester Einband, Pappband.
€ 19,90 / CHF 38.90
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