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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

bis achttausend Leute auch zu Konzerten Platz fanden. Diesen Hallen zahlt nun das völlig bankrotte Berlin eine Art Ausfallhonorar in dreistelliger Millionenhöhe, was sich natürlich vor dem Hintergrund des sozialschwachen Kreuzbergs nicht so cool ausnimmt und einige grämlich stimmt. That´s Entertainment.

Die Halle erwies sich wie versprochen als gross und multifunktional. Der Sound bei Metallica war super. Auch für den Nicht-Metal-Fan ein unterhaltsames, ethnographisch lustiges Konzert, mit viel Gebrüll und Gegniedel und fliegenden Mähnen, wie es sich gehört. Grönemeyer dagegen habe ich nicht so verstanden. Er scheint ja gar nicht so unnett zu sein. Hat dieses Krautrock- Wiederveröffentlichungslabel und gibt sich immer recht unpenetrant. Aber der Hackgesang ist doch zum Bärenwerfen – was dann auch die versammelten, etwas, je nun, bürgerlichen Leute auch taten, die völlig hingerissen quietschenden Damen jedenfalls. Die Herren gingen beim rätselhaften «Männer» schrecklich aus sich heraus und hauten einander dauernd auf die Schulter. Grönemeyer hörte einfach nicht mehr auf. Nach zwei Stunden gab es kein geprobtes Material mehr, da spielte er mit Band und Streichern auf Zuruf und mit Fehlern noch eine gute Stunde weiter. Toll wahrscheinlich für die Fans. Ich war ja aber professionell dort und fand die Szene immer gespenstischer. Umso schöner war´s bei Alba, deren Parkett angeblich innert zwei Stunden zu Eis wird und umgekehrt. Oder so ähnlich.

Eigentlich fühle ich mich aber bei solchen Massenveranstaltungen enorm unwohl, bei Grönemeyer fand ich mich von den seltsamen Leuten bedrängt bis zur Klaustrophobie. Aber seit ich vor einigen Jahren Jay-Zs Abschiedskonzert im Madison Square Garden – auch so eine Monsterhalle mitten in der Stadt – gesehen habe, wo zwanzigtausend Leute jedes Stück mitrappten, respektiere ich zumindest die Macht der Atmosphäre. Im Übrigen demonstrierten auch nur zur Ozwo-Eröffnung für die Haute Volée knapp anderthalb