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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
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gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

Strandbars mit aufgeschüttetem Sand und Liegestühlen, die wiederum seit einigen Jahren der letzte (und mittlerweile eher allerletzte) Schrei überall in Berlin sind. Der Kompromiss sieht übrigens vor, ein verwildertes Ufergrundstück, auf dem der coole Konzertclub Maria am Ostbahnhof steht, erstmal nicht zur Bebauung freizugeben und gleichsam unter Denkmalschutz zu stellen. Die Spree-Investoren interessiert naturgemäss der Bürgerentscheid nicht und sie pochen auf Verträge. Wie sich die gewohnt ulkigen und blöd überheblichen Berliner Politiker jetzt aus der Affäre winden, wie genau sie ihr Publikum verprellen und ob sie versuchen, die Geldgeber irgendwie sanft zu stimmen – das wird sicher noch viel Spass bringen.

Zur Anschutz-Halle – sie gehört der gleichnamigen Firma des gleichnamigen rechtsreaktionären, christlich-fundamentalistischen US-Milliardärs – muss man wiederum sagen, dass sie auf derart unwirtlichem Gebiet errichtet wurde, dass sie eher als Symbol sinnvoller, wenn auch nicht schöner, Stadtgestaltung durchgehen kann. Recht monströs wirkt sie schon, aber eine 17.000er Halle, fünf Autominuten vom Alexanderplatz weg und fünf Gehminuten von S-, U- und Trambahnstationen entfernt, ohne, dass es belästigte Anwohner gibt – da muss man eigentlich kein grosses Theater machen.

Ich war natürlich erstmal bei den allesamt ausverkauften Auftaktveranstaltungen. Bei Metallica, bei Grönemeyer und letztens auch beim ersten Heimspiel der Basketballer von Alba Berlin. Dazwischen gab es noch die Eisbären, gleichsam die Hausherren, weil der Eishockeyclub auch Anschutz gehört. Wenn Sie jetzt freilich dachten, es ginge wenigstens bei diesem irgendwie vertretbar nützlichen Angeberbau ohne politische Peinlichkeit ab, dann kennen Sie eben Berlin nicht. Denn die Sportclubs hatten natürlich vorher auch Hallen, die Eisbären ein wenig weit im Osten, Alba die Schmeling-Halle mitten im Prenzlauer Berg, wo ungefähr sieben-