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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

«Guitar Based Electronica in Unusual Places»

Die Anweisungen per e-mail klingen geheimnisvoll: Am besten würden wir das Auto vor dem Haus von Boy George im Well Walk parkieren, heisst es. Dann aber bitte bis Punkt fünf Uhr (früh morgens natürlich) darin sitzenbleiben, denn eine plötzliche Menschenansammlung könne die ungewollte Aufmerksamkeit der Park-Patrouillen auf unser illegales Tun ziehen. Dies ist keine paranoide Übervorsichtsmassnahme: erst gestern Abend haben sie gleich um die Ecke ebenfalls auf der Hampstead Heath wieder einmal den George Michael festgenommen, diesmal allerdings nicht wegen versuchten öffentlichen Körpersaftaustausches, sondern wegen Crackbesitzes.

Ich muss zugeben, dass ich schon lange nicht mehr um fünf Uhr früh unterwegs war. Nicht nüchtern jedenfalls. Und bei diesen früheren Gelegenheiten ist mir nie aufgefallen, dass es Autos gibt, die um diese Zeit bereits wieder aus ihren Garagen gekrochen sind. Heute aber, an einem Sonntag noch dazu, ist bereits halb London unterwegs. Ganz zu schweigen von den Füchsen. Schon als ich aus dem Haus komme, schnuppert gerade einer an meiner Recycling-Kiste herum. Mitten auf der Mill Lane sitzt der nächste Meister Reinecke – blasiert beäugt er mich aus dem Augenwinkel, derweil ich nach links abzweige.

Am Waldrand am südlichen Ende der Hampstead Heath, dort wo sich an schönen Tagen schon manches spazierende Kind bei den peinlich berührten Eltern erkundigte, warum da so viele Herren mit Schnurrbärten und Ledermützen am Waldrand stünden, und was das Stöhnen und das Röhren in den Büschen dahinter zu bedeuten habe, sitzt der nächste Fuchs. Gerade als ich das Auto