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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Wahlkampfzentrale (10)
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dossier: Amerika quo vadis?
Wahlkampfzentrale (10)

Die Welt hat sich verändert seit 2004. Den Krieg will die Mehrheit der US-Bürger beendet wissen. Siegreich oder nicht, das spielt für sie eine zweitrangige Rolle. Die Amerikaner benutzen heute den Begriff der Solarenergie häufiger als jenen des Terrorismus. Letztlich liegt die Wahrheit der westlichen Welt an der Zapfsäule der Tankstellen begraben. Und deshalb sieht es für John McCain nicht gut aus. Doch aufgepasst: der Mann und seine Berater wissen, wie man die Medien instrumentalisieren kann. Und es ist nicht auszuschliessen, dass die republikanische Seite noch einen Coup im Ärmel hat. «October Surprise» nennt man dies in der US-Wahlkampfsprache. Hätte Jimmy Carter die US-Geiseln in Teheran noch befreien können, wäre er wiedergewählt worden. Diesem gescheiterten Oktober-Coup steht jener von George W. Bush gegenüber, der mit der Swift Boat Affäre seinen Kontrahenten John Kerry erfolgreich desavouierte.

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John McCain ergriff das Momentum, in dem er Sarah Palin nominierte, die keiner kannte (er inklusive) in den «Lower 48», so nennen die Menschen in Alaska den Rest der USA, jenen Teil der USA also, die keinen direkten Blick auf Russland geniesst. John McCain suspendierte auch seine Kampagne (was er in Wirklichkeit nicht tat) und war Thema Nummer Eins für die nächsten paar Tage. Beides scheint sich längerfristig nicht ausgezahlt zu haben. Im Vorfeld zur Debatte der beiden Vizepräsidentschaftskandidaten, wurde Palin vor allem anhand ihrer einzigen zwei Interviews, die sie der Presse gab, gemessen. Die Antworten der Gouverneurin auf die politischen Fragen waren verwirrend. Letztlich verteidigte sie sich mit den Worten, dass dank ihrer Person endlich auch Joe Six-Pack einen Platz in Washington bekommen würde. Joe Six-Pack, ein Ausdruck für den «normalen» Bürger, bestehend aus Joe, dem Allerweltsnamen schlechthin, und Six-Pack, dem Sechserpack Bier, das ihn als erdverbunden darstellen soll (im Gegensatz zum snobistischen Weintrinker).