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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Wahlkampfzentrale (10)
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dossier: Amerika quo vadis?
Wahlkampfzentrale (10)

Das war also auch das Ziel für Sarah Palin in der Debatte gegen den Demokraten Joe Biden. Joe Six-Pack anzusprechen. Das tat sie in einer für Debatten ungewöhnliche Art. Sie wirkte über weite Strecken – wie ein TV-Analyst treffend bemerkte – fast «cartoonish». Sie zwinkerte in die Kamera, strahlte übers ganze Gesicht und versuchte sämtliche inhaltlichen Diskussionen auf ein paar knackige Slogans für den Stammtisch runterzubrechen. Diese Mischung zwischen Cheerleader und mechanisch runtergeleierten Parolen war wohl die schrägste Performance, die eine Debatte je gesehen hat. Aber den Kurs konnte sie mit dieser kumpelhaften Art nicht herumreissen. Sie tat an diesem Abend wohl mehr für ihre Reputation denn für jene, die John McCain dringend benötigt hätte.

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John McCain muss es einfach schaffen, in den Umfragen wieder auf Augenhöhe mit Barack Obama zu kommen. Begeht das Obama-Lager keinen Fehler und ändert sich die aussenpolitische Lage nicht in einer Art, die dem Kalten Krieger McCain in die Hände spielt, dann bleibt den Republikanern nur noch die Schlammschlacht, um den Präsidenten Obama zu verhindern. «It gets ugly» werden die Analytiker anmerken, «es wird hässlich». John McCain startete seine Kampagne im Sommer mit dem öffentlich bekundeten Anspruch, einen substanziellen und inhaltlichen Wahlkampf zu führen und seinem Kontrahenten mit dem nötigen Respekt zu begegnen. John McCain unterstrich auch sein aussenpolitisches Credo mit dem Satz: «Ich verliere lieber eine Wahl als einen Krieg». Nun ist für die Republikaner die Wahl längst zum Krieg geworden. Und John McCain outet sich als tapferer Soldat und zu einem alles entschlossenen Krieger…

Rudolf Amstutz

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