David Sylvian / Foto: © Donald Milne

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das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#Porträt David Sylvian
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dossier: Aussenseiter
Porträt David Sylvian

Besinnung flüchte und doch die Humanität und die Liebe zur Natur aufrecht erhielt. Der Kampf Sylvians mit der Aussenwelt wird umso hörbarer, als er seit seinen musikalischen Anfängen diese unverkennbare Stimme zum Besten gibt, die der Ästhetik derart verpflichtet ist, dass sie partout schön klingen will. Sylvian unterwandert diesen schöngeistigen Drang mit der eigenen Lyrik und dem Versuch, den Gesang oft in gebremster Form zu einer Art Halbgesprochenem zu reduzieren. Doch auf «Manafon» und auch «Blemish» ist die Stimme das einzige Instrument, das der Musik eine wenn auch reduzierte Form von Melodik verleiht.

Die Stimme David Sylvians war bereits früh sein Markenzeichen. Was die einen als schwelgerische Romantik empfanden, war für andere bloss der Beweis dafür, dass der 1958 in London geborene Sylvian nichts weiter war als ein Schönling ist, der sich in seiner affektierten und artifiziellen Welt suhlen wollte. Er war zarte sechzehn Jahre alt, als er mit seinem Bruder, dem Schlagzeuger Richard Jansen (mit dem er heute noch zusammenarbeitet, und der seine Platten auf Sylvian’s Label SamadhiSound veröffentlicht), dem Bassisten Mick Karn und dem Keyboarder Richard Barbieri die Gruppe Japan gründete. Anfänglich präsentierte sich die Band als Glam-Rock-Verschnitt, die sich sowohl am Image der New York Dolls orientierte wie mit ihrer geschliffenen Art an Roxy Music gemahnten. Das war 1974 und mit dem Punk kam auch die New Wave und damit der Trend zur New Romantic. Geschminkt und mit ihrem androgynen Auftreten wurden Japan bald zu Stars mit einem kreischenden weiblichen Anhang. Doch die