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das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#Porträt David Sylvian
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dossier: Aussenseiter
Porträt David Sylvian

Reduktions-Ensemble Polwechsel und die Elektroniker Sachiko M, Toshimaru Nakamura und Christian Fennesz. Sylvian hat sich mit ihnen in Wien, Tokio und London getroffen. Es sollte Musik sein, die aus der reinen Improvisation heraus entsteht. Als völlige Negierung des klassischen Songwritings, als ein Ausgangspunkt zur Vertonung eines seelischen Zustands ohne die Behinderung eines bewussten intellektuellen Einwirkens.

Mit «Manafon» hat Sylvian zu Ende gebracht, was er 2003 mit «Blemish» begonnen hatte: die Auflösung des Songs zugunsten einer Art seelischen Zustandsmusik. Damals führte er den Dialog mit dem Gitarristen und Meister der Improvisation, dem jüngst verstorbenen Derek Bailey. «Blemish» entstand aus einer privaten Krise heraus. Sylvian litt damals unter der Trennung seiner langjährigen Ehefrau Ingrid Chavez, die einst als Songwriterin die lyrische Muse von Prince war. Sylvian zog sich darauf zurück in einen Wald in Neu England, wo er völlig isoliert lebt und nur von seinen beiden Töchtern besucht wird.

Diese Isolation und völlige Verinnerlichung hat nun zu dieser Kammermusik geführt, die sich von der Melancholie des Einsamen nährt, aber – im Gegensatz zu «Blemish» – auch einen inneren Frieden ausstrahlt, als hätte Sylvian die Kontrolle über die eigenen Dämonen gefunden. Nicht zufällig verweist der Albumtitel «Manafon» auf jene walisische Stadt, in der der Dichter und anglikanische Geistliche R.S. Thomas (1913–2000) lebte. Auch er einer, der sich im Kampf mit der Aussenwelt in eine innere