Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#Interview mit Billy Childish
  9/13
dossier: Aussenseiter
Interview mit Billy Childish

Luftblasen über angeblich aufgeworfene existenzielle Fragen ab. Fragen, die nie ausformuliert werden. Ganz zu schweigen von den Antworten.

Ja, «It’s dealing with things», sagen sie immer. Das ist die wundervolle englische Kunststehphrase. Wenn sie sagen, dass sich Kunst mit was auseinandersetzt, dann weiss man schon, dass sie es nicht tut. Wie soll sie auch? Es ist die absurdeste Vorstellung. Wir leben einfach in einem ständigen 1984, und wir tun so, als wär’s in Ordnung.

Wie gesagt, in deutschsprachigen Ländern gibt es eher eine Tendenz zum erstickenden Elitarismus, die Leute blicken neidisch in Richtung Grossbritannien und finden es wunderbar, wie da normale Menschen zum Kunstgenuss gebracht werden. Was sie nicht verstehen, ist dass das, was die Leute da geniessen, bloss das Marketing dessen ist, was als Kunst verkauft wird.


So ist es, und mit der Lyrik ist dasselbe passiert. Der Konsens ist, dass Poesie ein bisschen so wie Kabarett sein sollte. Sie soll unterhalten. Und leider kann das in einer alphabetisierten Gesellschaft, wo es so etwas wie einen Geschichtenerzähler oder einen Minnesänger nicht mehr gibt, so nicht mehr stattfinden. Ausser man macht Lyrik zu etwas, das sie nicht ist. Und das wird dann als Sieg gefeiert. Das ist dieser egalitäre Zugang, der

sich sehr schnell in einen kleinsten gemeinsamen Nenner verwandelt.

Wirklich egalitär ist es aber nicht, sondern vielmehr bevormundend. Es sagt zu den Leuten: Schaut her, das hier könnte euch gefallen.


Es ist so, als würde man für sie ein paar Steine vom Strand aufsammeln und aufpolieren, damit sie sich gut benehmen. Es ist nur zum Konsum gedacht. Und was die Behandlung der Künstler angeht, ist es die blosse Puppenkostümierung, so als würde man eine Boyband zusammenstellen. Wenn sie gehorsam sind und in einer Perücke gut aussehen, dürfen sie bleiben.

Der offensichtliche Widerspruch ist aber, dass Ihre eigenen Gemälde figurativ sind. Ihre Bilder wollen gefallen. Da ist ein Humor am Werk, und Ihre Musik hat einen Beat, Sie sind also selbst alles andere elitär.

Nein, aber ich finde sehr wohl, dass hohe Kunst das Höchste überhaupt ist. Ich halte Kunst für weit wichtiger als die Leute, die so tun, als fänden sie Kunst wichtig. Und ich glaube auch nicht, dass ein Künstler besondere Privilegien gegenüber dem Abschaum verdient, obwohl das genau das ist, was diese Kunsttypen für sich beanspruchen wollen. Das Beste, was Kunst bewirken kann, ist die Leute aufzuwecken, damit sie ihr