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das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#Interview mit Billy Childish
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dossier: Aussenseiter
Interview mit Billy Childish

gefunden hat, dann sollte man die auch beibehalten. Wenn dagegen bestimmte Leute spekulativ ihr Vermögen vermehren, indem sie die Lebensqualität anderer Leute verringern, dann ist das einfach unhöflich und kein korrektes Benehmen. Ich glaube, dass es in grüner Politik zwangsläufig viel Konservatismus geben muss, weil in ihrem Mittelpunkt die Bewahrung steht.

Zumal die britischen Konservativen alles andere als Bewahrer sind, schliesslich haben sie in den Achtzigern die Struktur der Gesellschaft auseinander gerissen, wie gut oder schlecht sie auch immer gewesen sein mag.


Ja, sie sollten eigentlich die Spekulantenpartei oder die Konsumentenpartei heissen. Leider ist Labour jetzt auch die Konsumentenpartei, und es gibt nunmehr sehr wenig Unterschied zwischen den beiden. Politik ist nicht etwas, worauf ich mich normalerweise einlasse.

Aber «Thatcher’s Children» (von Wild Billy Childish & The Musicians of the British Empire, 2008) war eine schwerst politische Platte, oder?

Genau, aber es war auch ein dreiminütiger Popsong, der sagt, was ich sehe. Heute wird versucht, Thatcher zu verklären. Ich glaube, sie hat eine grosse Menge Probleme verursacht. Sie ist alles andere als eine grossartige Lady,

sie hat sich mit ein paar sehr zwielichtigen politischen Ideen hervorgetan.
(Das Bakelit-Telefon an der Wand läutet, Childish hebt ab)

Hallo? (Er hängt wieder auf)

Das hätte es ohne Thatcher auch nicht gegeben: Roboter, die einen anrufen …

Wenn man sich die zu Ihrem Fünfziger erschienene Compilation «Archive From 1959» ansieht, bekommt man den Eindruck, dass da einer sein eigenes kleines Universum aufgebaut hat. Da gibt es all diese verschiedenen Bands, aber dahinter stehen immer Sie. War die Erschaffung einer Parallelwelt nach Ihrem Geschmack immer schon ein Teil Ihres Plans?

Die Verspieltheit ist ein sehr wichtiger Aspekt an allem, was ich tue, und das wird oft nicht wirklich wahrgenommen. Es ist wie Minimundus, oder wenn man als Kind mit Spielzeugsoldaten in seiner kleine Papiermaché-Landschaft spielt. Es geht darum, ein Spiel zu spielen und etwas zu machen, das einen unterhält. Oft kreiere ich Dinge, von denen ich einfach gern hätte, dass es sie gäbe, oder Dinge, die ich an anderen Dingen bewundere. Aber es ist eigentlich nur Verkleidung und Rollenspiel. Und je besser man sich verkleidet und spielt, umso echter ist es.