Dockyards, Chatham, Kent
Foto: wikipedia

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das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#Interview mit Billy Childish
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dossier: Aussenseiter
Interview mit Billy Childish

behangene und allerlei altem Krimskrams dekorierte Küche. Es gab Tee, und das Gespräch, für das eine halbe Stunde vorgesehen war, sollte schliesslich beinahe zwei Stunden dauern. Wenn es ans spontane Formulieren von Thesen über Kunst, Punkrock und den Verfall der britischen Gesellschaft geht, ist Childish kaum aufzuhalten, und ein Riff jagt dabei das nächste…


Mr. Childish, wenn man hier zu Ihnen rauf kommt, sieht man Strassennamen wie Ordnance Street oder Afghan Road, die vom verlorenen Erbe des britischen Weltreichs erzählen. Die Rolle, die die Armee dabei gespielt hat, ist in Chatham immer noch sehr präsent.

Billy Childish: Das ist sicher so, aber es fällt mir nicht besonders auf, weil ich da wohne, und natürlich ist von der Armee hier immer weniger und weniger zu spüren, jetzt wo die Docks aufgelassen worden sind. Es gab eine Kaserne hier auf der Boundary Road, das frühere Fort Pitt. Dort muss eine Miliz des Royal West Kent Regiment stationiert gewesen sein. Wir haben auch eine alte Bühne für Platzkonzerte, wie es sich für eine alte Militärstadt gehört. Deswegen hat Chatham auch nie so eine Grandezza ausgestrahlt wie etwa Newcastle. In unserer Stadt hat es nie Handelsleute gegeben, nur Soldaten und Matrosen. Der Norden von Kent ist eigentlich noch verkommener als viele dieser hartgesottenen alten Industriestädte im Norden. Die hatten wenigstens Handelsleute. Ich habe schon oft Journalisten hier bei mir gehabt, die glauben, das sei