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das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

diplomatischer. Sie schaute diese Taktik bei der konservativen Partei ab, die als erste politische Partei eine Werbefirma zum Aufpolieren ihres Images angeheuert hatte. Das Parteiprogramm der BNP sah vor, dass Schwule vom Parlament ausgeschlossen würden, und dass man dunkelhäutigen Briten ans Herz legen würde, in die Länder ihrer Herkunft zurückzuwandern. «Wir sind 100 Prozent Rassisten», erklärte Vize-Präsident Richard Edmonds, «Mein Kampf› ist meine Bibel», bekräftigte der Parteigründer John Tyndall. Der heutige Parteivorsitzende Nick Griffin tat sich 1997 in einem TV-Interview mit der folgenden Äusserung hervor: «Es gibt keinen Zweifel, dass hunderte, möglicherweise sogar tausende von Juden in Osteuropa erschossen wurden, weil man sie zu recht oder unrecht für Kommunisten oder Partisanen hielt. Das war schrecklich. Aber all dieser Nonsens mit den Gaskammern ist längst als totale Lüge blossgestellt worden.»

Inzwischen stecken wir in der nächsten Rezession, und im Norden von England gibt es Demonstrationen englischer Arbeiter, die vor den Fabriken dagegen protestieren, dass zu viele Ausländer eingestellt worden seien. Inzwischen hat sich die British National Party von ihrer Obsession mit dem Judentum – leicht – distanziert und dafür die Islamisten zum Sündenbock Nummer eins erhoben. Die Immigration von Schwarzen würde man immer noch stoppen, schwarze Briten würde man immer noch zur Rückkehr ins Land ihrer Eltern zu bewegen versuchen. Weisse Immigranten hingegen wären durchaus willkommen (es werden nicht etwa wirtschaftliche Argumente vorgebracht, bloss die nebulöse These, es sei ein ganz natürliches Phänomen, dass es Weissen unter Weissen wohler sei, genauso wie Schwarzen unter Schwarzen).

Die Anti-Islam- und Anti-Schwulen-Sprüche, gekoppelt mit der Tatsache, dass viele Old-School-Mitglieder der Konservativen Partei das Gefühl haben, der in seiner jugendlichen Frische an Tony Blair