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das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

Dieser war eher auf ein kapitales Eigentor von den National Fröntlern sowie auf den Aufstieg von Margaret Thatcher zurückzuführen. Das Eigentor bestand darin, im August 1977, als sich die Partei stark fühlte, zu einem Protestmarsch im von vielen Einwanderern aus der Karibik bewohnten Londoner Quartier Lewisham aufzurufen. Die Parteiführer gaben als Motto des Marsches die dubiose Polizeistatistik aus, dass 70 Prozent aller «Mugger» (Strassenräuber) schwarz, 70 Prozent ihrer Opfer aber weiss seien. Prompt und spontan liess die schwarze und weisse Lokaljugend einen Regen von Baumaterialien auf den Protestmarsch niederregnen, dessen Teilnehmer sich in der Wahl der Mittel zur Gegenwehr auch nicht zimperlich zeigten. 270 Polizisten und mehr als 200 Demonstranten wurden verletzt, und im Bestreben, den lokalen Polizeiposten von der Zerstörung zu retten, wurden zum ersten Mal ausserhalb von Nordirland Schutzschilder eingesetzt.

Der Auftritt liess keinen Zweifel darüber offen, dass die National Front weniger eine politische Partei als eben ein halbstarker Schlägertrupp war, der es als sein Recht betrachtete, seinen diversen Phobien und Psychosen mit Fäusten und Messern Ausdruck zu verleihen. Margaret Thatcher andererseits erklärte in einer Rede kurz nach ihrem Amtsantritt, das Wachsen der National Front-Mitgliedschaft sei darauf zurückzuführen, dass die konventionellen Parteien bis anhin das Problem der Immigration ignoriert hätten, und dass sie vorhabe, diese Situation zu verändern.

Viele NF-Mitglieder glaubten ihr und wechselten zur Konservativen Partei. In der Krise zerfleischten sich die Rassisten selber. Schliesslich lösten sich mehr als die Hälfte der noch verbliebenen sechshundert Mitglieder ab und formierten zusammen mit einer anderen, ultra-rechten Organisation, The British Movement, die British National Party. Diese gab sich im Ausdruck ihrer Meinungen