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das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#Kolumne von Hanspeter Künzler, London
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gedankengang
Kolumne von Hanspeter Künzler, London

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Das langerwartete Eigentor des Mr. Griffin

Maulkörbe funktionieren nicht – die freie Meinungsäusserung schon. Das durften die Briten in der vergangenen Woche wieder einmal am eigenen Leib und Land erleben. Es ging um die British National Party. Dieses Bande von rechtsextremen, homophoben, paranoiden Hinterwäldlern kämpft seit den frühen 80er Jahren, als sie aus der National Front hervorging, um Anerkennung als ernst zu nehmende politische Partei. Hinter dem Namen National Front versteckte sich einst ein glorifizierter (allerdings nur in den eigenen Reihen) Schlägertrupp, dessen Vertreter sich gern in den Fussballstadien von Chelsea, Millwall, West Ham und einigen Teams im englischen Norden einnisteten, um auf dem Heimweg den Zorn über die Niederlage (oder die Freude am Sieg) mit dem Verprügeln von Schwarzen, Schwulen oder Punks abzureagieren (beziehungsweise zu feiern).

Die damalige Jugend mobilisierte sich auf militant und gleichzeitig vergnügliche Art gegen den Aufstieg der Rassisten, die dank einer gravierenden Rezession und den damit verbundenen Fabrikschliessungen Aufwind bekommen hatten. Mit Rock Against Racism und der Anti-Nazi League wurden gleich zwei Organisationen gegründet, die mittels grossen Gratiskonzerten mit weissen, schwarzen und gemischtrassigen Bands für ein friedliches, multikulturelles Grossbritannien plädierten.

Die Kampagnen waren spektakulär und erfolgreich, aber für den Untergang der National Front sorgten sie wohl doch nicht ganz.