sämtliche ihm von Interesse scheinenden Einflüsse zu verarbeiten, hat er auf «Expectations» zu einem grossartigen Gesamtwerk umsetzen können. Geholfen wurde ihm dabei von drei Leuten, mit denen er lange Zeit ein Quartett bildete: Dewey Redman am Saxophon, Charlie Haden am Bass und Paul Motian an den Drums. Ergänzt wurde dieser Kern mit Gitarrist Sam Brown und Perkussionist Airto Moreira, sowie an einigen Stellen von einem ausgewachsenen Streichorchester.
Mit dieser Besetzung lotete Jarrett auf vier Plattenseiten so ziemlich alles aus, was sich im Bereich von Fusion-Musik zu jener Zeit anstellen liess. Jarrett liess in diese eigenartige Mischung von akustischem Jazz und elektrisch aufgeladener Band Einflüsse von Klassik, Blues, Gospel und Latin einfliessen. Jarrett, der hier auch Sopransaxophon spielt, versucht es noch einmal mit der freien Form im Kollektiv, bevor er sich dieser Art später, wie erwähnt, nur noch alleine am Flügel aussetzen wird. Doch hier wildert die Freiheit in komplexen Grenzen von polyrhythmischen Verschachtelungen und oftmals einnehmenden Harmonien. Jarrett flirtet gar hier und dort mit melodischen Ansätzen, die er so effektiv im Kölner Konzert einzusetzen wusste. Das bluesgetränkte «The Magician In You» oder das wild wuchernde «Roussillon» sind grossartig. Doch im Zentrum des Albums steht das 17-minütige «Nomads», eine – wie sich später herausstellen sollte – abschliessende Reise durch die Welt von Fusion und Free Jazz.