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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Wiedergehört: Keith Jarrett, «Expectations» (1972)
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musik
Wiedergehört: Keith Jarrett, «Expectations» (1972)

nein, mit Jazz hat die Kölner Aufnahme wenig zu tun. Sie ist gar von allen Solo-Improvisationen von Jarrett jene mit der geringsten Spannung. «Bremen/Lausanne» (1973) oder das umfangreiche Boxset «The Sun Bear Concerts» (gesamte Japan Tournee 1976) eröffnen dem Zuhörer einen weitaus umfangreicheren und spannenderen Einblick in die improvisatorischen Möglichkeiten dieses Ausnahmepianisten.

Bevor sich Jarrett für diese solistischen Ausflüge ohne Netz entschied, wurde er einer breiteren Öffentlichkeit in den Sechzigern vor allem als Sideman bekannt. Zuerst als Mitglied bei Art Blakey’s Jazz Messenger, danach als Pianist beim Charles Lloyd Quartet und letztlich in einer der Grossformationen von Miles Davis, als dieser begann, Jazz, Rock und Funk zu einer neuen brodelnden Mischung zusammenzuführen. Jarrett hört man etwa auf «Live At The Fillmore» und «Live/Evil», oft im Duell mit dem damals eben so jungen Chick Corea.

Nach diesen Erfahrungen sollte Jarrett nie mehr ein E-Piano anrühren. Doch mit der Fusion-Musik war er nicht am Ende. «Expectations», 1972 als Doppel-LP erschienen, stellt den Schnittpunkt des «alten» Jarrett mit jenem, den wir heute kennen dar. Eine Aufnahme, die er für Columbia einspielte und die ihm auch gleich

den Plattenvertrag kosten sollte. Jarrett fand sich danach beim Münchner Label ECM wieder, bei dem er bis heute geblieben ist.

Obwohl Jarrett Free Jazz nie mochte, war er doch ungemein eklektisch veranlagt. Diesen Drang,