«Expectations» ist vieles: hier trifft Be-Bop auf Avantgarde, strenge Komposition auf freie Improvisation. Ein Rundumschlag eines Mannes, der den Link finden wollte zwischen seiner musikalischen Vergangenheit und dem zukünftigen Weg. Lange liess sich dieses aussergewöhnliche Brainstorming allerdings auf Platte nicht geniessen. Als
«Expectations» wiederveröffentlicht wurde, dann einmal als auf eine einzige Platte gekürzte Version, ein anderes Mal mit einer anderen Reihenfolge der Stücke. Seit einigen Jahren nun lässt sich das ganze Werk wieder in alter Frische anhören. Irgendwann schien auch Columbia Records die Wichtigkeit dieses Werkes bewusst zu werden. Denn damals legte Jarrett den Grundstein zu seinen stupenden Variationen von Jazz Standards, die er heute im Trio mit Drummer Jack DeJohnette und Bassist Gary Peacock darbringt.
Mag «The Köln Concert» keine Jazz-Platte im wahrsten Sinne des Wortes sein, «Expectations» ist es. Es täten also Millionen von «Köln»-Besitzern gut daran, wenn sie ihre singuläre «Jarrett-Sammlung» mit dieser Doppel-CD aufrüsten würden. Es lohnt sich.
Rudolf Amstutz
Keith Jarrett, Expectations (Sony Legacy)
Bisher in der Rubrik «wiedergehört» erschienen »