Juana Molina / © Domino Records

Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Interview mit Juana Molina
  5/8
musik
Interview mit Juana Molina

dass ich etwa ein Gitarrenmotiv ständig wiederhole, vielleicht eine Viertelstunde lang. Danach nehme ich ein anderes Instrument und spiele ein anderes Motiv und setze es hier und hier und hier ein (sie zeichnet drei kurze Linien in unregelmässigen Abständen parallel zur langen Linie). Oder ich nehme eine Melodie und spiele sie hier und hier und hier, aber in anderen Tonlagen (wiederum drei kurze Linien). So addiere ich die Elemente. Und wenn ich gegen den Schluss hin da und dort das Gefühl habe, es fehle noch etwas, suche ich im Computer nach passenden Geräuschen und Klängen und setze sie ein. Auf diese Weise entstehen Stücke, die sich fast linear fortbewegen statt sich an ein konventionelles Vers/Refrain-Schema zu halten (sie zeichnet einen Rahmen um die Skizze).

Zum Schluss haben Sie da einen Rahmen gezeichnet. Überhaupt scheint mir das ein Ansatz zum Komponieren zu sein, der dem Malen eines Bildes gleicht.

Ach, daran habe ich noch nie gedacht. Wenn ich mir das so überlege, denke ich, dass es eher einer Stickerei gleicht. Man stickt und stickt, und bevor die ganze Stickerei fertig ist, weiss man beim Zuschauen nicht, was herauskommen soll. Ich könnte diese Songs allein mit der Gitarre nie spielen. Es sind nicht Songs, wie sie ein konventioneller Songschreiber zusammensetzen würde.