Michael Moore at Fairmont State University
during the Slacker Uprising tour of 2004
Foto: Jason Pollock

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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Amerika sehen
  4/5
dossier: Amerika quo vadis?
Amerika sehen

Michael Moore, wie er an 63 verschiedenen Orten der USA die Bühne betritt und sich feiern lässt. Trotz der guten Absichten kann man ihm hier getrost einen etwas übertriebenen Hang zur Selbstinszenierung vorwerfen.

Genauso wie er sich in den letzten Tagen des Septembers auch in die Finanzkrise hineingeworfen hat, ohne einen realistischen Plan vorzulegen. Natürlich müssen die bösen Bosse bestraft werden und natürlich wäre es toll, wenn man den Menschen die nötige Unterstützung gleich selber und höchstpersönlich überbringen könnte. Doch hier opfert Moore viel von seiner Reputation als Advokat der Schwächeren, wenn er eine komplexe Problematik zum populistischen Selbstzweck degradiert.

Auf jeden Fall erinnert in den USA Anfang Oktober vieles an die Szenen, die man in «Slacker Uprising» zu sehen bekommt. In den Strassen New Yorks begegnet man an fast allen Strassenecken jungen Menschen, die Wähler registrieren (in den USA muss man sich zur Wahl anmelden). In Ohio haben die Wahllokale bereits geöffnet und die Schlangen, die sich dort vier Wochen vor dem 4. November bilden, haben ein Durchschnittsalter von weit unter dreissig Jahren. Im Film lautet das ernüchternde Fazit, dass die Jugend zwar John Kerry wählte, aber deren Eltern George W. Bush treu geblieben sind. Werden die Jugendlichen endlich den Ausschlag geben? Dafür kämpft Michael Moore – im Film mit prominenten Unterstützern wie R.E.M., Viggo Mortensen, Eddie Vedder, Steve Earle oder Joan Baez. Und im Internet, in dem er den Film allen Menschen gratis zur Verfügung stellt (als Stream