Michael Moore at Utah Valley University
during the Slacker Uprising tour of 2004
Foto: Jason Pollock

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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Amerika sehen
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dossier: Amerika quo vadis?
Amerika sehen

Man kann vor der Realität die Augen verschliessen und vieles schönreden. Doch als regelmässiger Kinogänger kam man nicht umhin zu realisieren, dass sich in den letzten Jahren über die amerikanische Seele doch eine Art Schwermut gelegt hat. Ob bewusst oder nicht, Regisseure wählen ihre Stoffe auch nach ihrer eigenen Befindlichkeit aus. Und gerade letztes Jahr wurde der gemeinhin als Unterhaltung in die Pflicht genommene Thriller mit Filmen wie «American Gangster» oder «No Country For Old Men» zum Requiem auf den amerikanischen Traum verwandelt. Statt bewussten Anklagen gegen eine Regierung, lauert der Kommentar plötzlich im gemeinen Drehbuch oder in einer literarischen Vorlage. Das gibt – trotz der grossen Filmkunst, für die beide der genannten Werke stehen – zu denken. Fazit: den Amerikanern geht es schlecht.

Auch Oliver Stone, der lauteste Kritiker vergangener Jahre, der mit «World Trade Center» plötzlich als Mahner verstummte und das Lied der Helden verkündete, zeigt sich im letzten Monat vor der Wahl mit «W.», seinem Porträt des amtierenden Präsidenten, wieder in Kampfeslaune. Und natürlich darf kurz vor dem Urnengang auch Michael Moore nicht fehlen. «Slacker Uprising», was frei übersetzt soviel heisst wie: die Revolte der faulen und passiven Jugend, ist die etwas prägnantere Variante von «Captain Mike Across America», die der Dokumentarfilmer und Aktivist letztes Jahr am Toronto Film Festival präsentierte.

Der Film ist eine Chronik der Ereignisse vor der Wahl 2004 zwischen dem Amtsinhaber Bush und