Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 10 / 4. Dezember 2007
#Interview mit Ulrich Blumenbach, literarischer Übersetzer
  5/6
dossier: Übersetzungen
Interview mit Ulrich Blumenbach, literarischer Übersetzer

diffizile Aufgabe, weil es in seinen Krimis nur so von Wortspielen wimmelt. Ein Beispiel für ein Wortspiel aus Wallaces «Infinite Jest», das ganz frei übersetzt werden muss, weil es mit sprachlichen Doppeldeutigkeiten spielt: «Troeltsch is so dumb he thinks a manila folder [ein gefütterter Briefumschlag] is a Filipino contortionist [ein philippinischer Schlangenmensch].» Bei mir wird daraus: «Troeltsch ist so blöd, der glaubt doch, ‹Fellatio› wär’ ’ne italienische Oper.»

Kommen wir auf die Vorgehensweise zurück. Was machen Sie, wenn Sie ein Buch zum Übersetzen kriegen?

Man liest das Werk. Ich muss ehrlich sein, dass ich da eine Art Déformation professionelle habe. Ich kann das Buch nicht einfach lesen, ich übersetze oft schon ein wenig beim ersten Lesen. Bei jedem Buch: wenn ich die deutsche Version eines englischen Werkes lese, frage ich mich, wie ein Satz wohl auf Englisch geklungen hat. Und wenn ich ein englisches Werk lese, frage ich mich, wie ich dieses oder jenes Wort denn übersetzen würde. Der Verlag bietet einem also ein Buch an, dessen Charakteristika zu einem passen könnten. Man macht dann eine Probeübersetzung von 10 bis 20 Seiten, das in grob einer Woche.

Gibt es irgendwelche Richtwerte dafür, wie lange eine Übersetzung dauert?

Nein, das kommt natürlich auf viele Gegebenheiten an. Es gibt stilistische Eigenheiten eines Autors, der Dialekt, die Syntax, ob da einer lange Satzperioden schreibt, bei denen man sich fragt, ob man in der Zielsprache jemals eine ähnlich elegante Struktur hinkriegt.

Eine aufwendige Arbeit, jedenfalls. Wie wird denn das bezahlt?


Nun, der Normseitenansatz bei 30 Zeilen mit 60 Zeichen ist 18 bis 20 Euro. Aber da gibt es noch einigen Spielraum. Die Bekanntheit