Zielpublikum eh nicht zum Lesen ins Kino geht. «Die grosse Redundanz in der Umgangssprache kommt uns sehr entgegen», so Marlene Hall Ashour, ihres Zeichens Chefübersetzerin bei Titra Film SA in Genf. «Aber eine Untertitelung sollte auch keinen Telegrammstil haben.»
Erschwert wird die Arbeit der Übersetzer durch die Länge der Untertitel, die man dem Publikum zumuten darf. Mehr als 40 Zeichen (inklusive Leerschläge) sollte eine Zeile nicht enthalten, sonst besteht die Gefahr, dass der Zuschauer am unteren Bildrand haften bleibt und vom eigentlichen Film abgelenkt wird. Andererseits muss der Kinogänger genügend Zeit haben, einen eingeblendeten Text lesen und verarbeiten zu können. Kein Wunder, dass bei dieser Arbeit Kompromisse am laufenden Band gemacht werden müssen.
Unter diesen Bedingungen spricht Marlene Hall Ashour nicht von Übersetzungen im klassischen Sinne, sondern von Adaptionen oder Transfers. Trotzdem geben sich die Untertitler alle Mühe, Sprachebenen und Lokalkolorit eines Dialogs zu bewahren. Auch wenn Firmennamen oder Abkürzungen, die in den USA gängig sind, dem europäischen Kinopublikum nichts sagen, müssen sie in der Übersetzung vorkommen. «Wir versuchen, dem Publikum über solche Stolpersteine zu helfen», so Marlene Hall Ashour. «Es ist aber nicht unsere Aufgabe, alles zu erklären.»
Damit die Übersetzer die vielen kulturellen Bezüge selber richtig verstehen, lassen die Studios annotierte Dialoglisten, so genannte Spotting-Lists, erstellen, wo