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das kulturelle überformat
Nr. 10 / 4. Dezember 2007
#Interview mit Sebastian Ritscher, Literaturagent
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dossier: Übersetzungen
Interview mit Sebastian Ritscher, Literaturagent

man vielleicht auf ein halbes Dutzend. Ian McEwan. Nick Hornby vielleicht. Jetzt Doris Lessing, dank dem Nobelpreis. Martin Amis, vielleicht in einem gewissem Mass. Le Carré natürlich, aber da sind wir dann bei den Genres, und da ist die Herkunft nicht so wichtig. Amerikanische Autoren haben sich eher durchgesetzt. Ich meine Autoren, wo man wirklich sagen kann, das sind household names geworden auf Deutsch. Paul Auster. T.C. Boyle, Philip Roth, John Updike und viele andere.

Könnte man sich allenfalls zur These versteigen, das Verständnis für englische Ironie und Distanz sei im deutschen Sprachbereich etwas verloren gegangen?

Das ist natürlich schwer zu verifizieren. Aber eine Vermutung wäre es.

Wie kommt die englische Auseinandersetzung mit der Multi-Kulti- Gesellschaft hier an? Bücher von Autoren wie Monica Ali oder Zadie Smith?

Als Zadie Smith «White Teeth» schrieb, haben wir sie noch vertreten. Das war ein Buch, da haben sich die deutschen Verlage um die Rechte gestritten. Die Rechte waren dann dementsprechend teuer. Die Aufmerksamkeit in den deutschen Medien war extrem hoch. Die Verkäufe indessen nicht. Im Publikum scheint das nicht gross anzukommen. Bei Monica Ali weiss ich es nicht.

Wenn man vor zehn Jahren in Zürich in einen Bücherladen ging, war vieles im Angebot ähnlich wie in London. Jetzt ist das Sortiment völlig anders. Wenn in London kontinentaleuropäische Literatur aufliegt, ist es ganz andere, als hier. Dasselbe gilt für afrikanische und südamerikanische Bücher.

Nun, was man nicht vergessen darf – die deutsche Literatur ist selbstbewusster geworden. Die Menge an deutscher Literatur, die auf deutsch im Original erscheint, ist deutlich angestiegen. Ausserdem schreiben heute mehr deutsche Autoren so, dass man sie gut lesen kann, dass sie auch unterhaltsam sind. Damit sind sie zu einer starken Konkurrenz für die Amerikaner und Briten geworden, welche diesen Bereich früher beherrscht haben. Diese Konkurrenz war früher überhaupt nicht da, denn es gab kaum deutsche Autoren, die Unterhaltungsliteratur schrieben.

An welche deutschen Autoren denken Sie?


Frank Schätzings Roman «Der Schwarm», ein 600-Seiten-Wälzer. Thema: Das Leben im Meer schlägt zurück. Das war extrem erfolgreich. Wir haben eine Autorin, die heisst Sabine Tiesler, «Hexenkind» ist ihr neuestes Buch. Ihr Erstling hiess «Der Kindersammler», ein Riesenerfolg, 200’000 verkaufte Exemplare. Das ist die Art von Büchern, die früher eher aus dem Englischen übersetzt wurden.