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das kulturelle überformat
Nr. 10 / 4. Dezember 2007
#Interview mit Sebastian Ritscher, Literaturagent
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dossier: Übersetzungen
Interview mit Sebastian Ritscher, Literaturagent

deutschsprachige Autoren, dies dann primär ebenfalls im deutschen Sprachbereich. Seit sieben Jahren arbeiten wir mit einem Kollegen in Berlin.

Können Sie einige Namen nennen?

Im Moment ist unser bekanntester Autor sicher Dan Brown. Längere Zeit war es Mary Higgins Clark gewesen, die Krimiautorin aus Amerika. Und Kathy Reichs. Wobei der Fall von Reichs zeigt, wie volatil die Sache ist. Sie hat in Amerika immer noch den gleichen Verlag für den wir die Bücherrechte vertreten, aber für ihre nächsten fünf Bücher hat dieser nur noch die nordamerikanischen Rechte kaufen können. Dadurch sind die Übersetzungsrechte bei ihrer Agentur geblieben, und diese vertreten wir nicht.

Wie eng ist der Kontakt zwischen Ihnen und den Autoren?

Mit den amerikanischen Autoren ist der Kontakt nicht sehr eng, denn er spielt sich über Agenturen und Verlage ab. Wenn der Verlag dazwischen steht, ist der Kontakt noch weniger direkt, denn das Verhältnis zwischen Autor und Verlag ist weniger stabil als das zwischen Autor und Agentur. Wenn wir eine Agentur vertreten gibt es Ausnahmen. T.C. Boyle zum Beispiel ist schon derart lang bei uns, dass unterdessen ein guter Kontakt mit dem Schriftsteller entstanden ist. Oder mit Paul Auster. Und Marina Lewitzka. Aber wir

sprechen nicht von einer redaktionellen Zusammenarbeit. Es ist eher so, dass man sich hin und wieder bei Lesungen trifft und angenehm plaudert.

Gibt es historische Gründe dafür, dass Autoren im deutschen Sprachbereich bis vor Kurzem meist selber auf Verlagssuche gingen, während im englischen Sprachraum ein Autor ohne Agent, der für ihn den Kontakt mit einem Verlag knüpfen kann, auf verlorenem Posten steht?

Wo kauft man in England die Zeitung? Beim Newsagent. Wenn man umziehen will, geht man zum Estate Agent. In Deutschland gibt es weder das eine noch das andere. Die Stellung des Vermittlers hat im deutschen Kulturbereich keine lange Tradition. Der erste Vermittler von literarischen Rechten war so viel ich weiss Alexander Pope, er hat irische Publikationsrechte vermittelt und dafür Geld erhalten. Die professionelle Vermittlung von Autorenrechten für Theaterstücke und journalistische Arbeiten gibt es in London schon seit der Restoration. Die älteste Agentur ist AP Watt. Wir waren die erste Agentur im deutschen Sprachraum. Heute gibt es im deutschen Sprachraum schon sehr viel mehr. Man muss nicht viel investieren, wenn man eine Agentur starten will. Man braucht bloss ein Telefon, eine Schreibmaschine und eine Adresskartei.

Hat die Agentur noch etwas mit der