Auf der Ebene des geschriebenen Wortes lässt sich akademisch nach Lösungen suchen. Umberto Eco, dieser grosse und unermüdliche Semiotiker, versucht eine Annäherung ans Übersetzen in seinem Buch «Quasi dasselbe mit anderen Worten». Darin erzählt er von den historischen Versuchen genauso wie von heutigen Hindernissen. Letztlich bleibt die Frage, ob ein Franzose, der Marcel Proust liest, dasselbe Buch liest wie ein Deutscher, der die Übersetzung in den Händen hält. Keine Frage: in der Massenkommunikation, und dazu gehören auch Unterhaltungsromane, hat sich der Mensch mit dem oberflächlichen Inhalt eines Textes zu beschäftigen. Und die haben wir mittlerweile im Griff. Doch literarisch eröffnen sich Tiefen, in denen der Übersetzer unweigerlich zum Interpreten wird. Um den Sinn zu erhalten, verändert sich das geschriebene Wort. Eines der einfachsten Beispiele: im Englischen heisst es «It’s raining cats and dogs» – im Deutschen – es lebe unsere Sachlichkeit – regnet es keine Haustiere, sondern schlicht und einfach in Strömen.
Ungleich schwieriger ist der Subtext, davon kann einer wie Fritz Senn ein Lied singen, der es sich zu seiner Lebensaufgabe gemacht, James Joyce ins Deutsche zu übersetzen. Das ist ein Projekt, dessen Ende nie ersichtlich sein wird und bei dem die möglichst genaue Annäherung an Geist und Wesen des Werkes verfolgt wird. Umberto Eco hat den sprachlichen Grenzen mit seinem Buch noch einen drauf gesetzt. Burkhart Kroeber hatte die dankbare Aufgabe, ein Buch übers Übersetzen ins Deutsche zu übersetzen, was wiederum das oben erwähnte Beispiel mit den Hunden und Katzen um eine Sprache erweitert, denn Eco behandelt die Fälle bekanntlich im Italienischen.