Tja, und was soll man sagen? Es fällt mir immer schwer, mich zu Devotionalien zu verhalten. Denn um solche handelt es sich bei den gänzlich unüberraschenden, aber auch nicht unsympathischen Bildern.
Traurig stimmen sie dennoch, so abgemagert und muskellos sieht man Jackson darin, klares Vollversagen, der zum Doping eingestellten Leibärzte. Alle Schritte wirken elegant und kontrolliert, aber immer wieder hat man den Eindruck, er reisse sich nur jeweils kurz zusammen und dann verlassen ihn die Kräfte. Nur das gespenstische Kunstgesicht, diese japanische No-Maske, die bewegt sich nicht und sieht zeitlos porzellanen aus. Dafür weiss er stets genau, was Sache ist: Er diskutiert mit den Musikern, den Tänzern und der Regie, auf einem einerseits respektvollen Level, andererseits immer aus der Position des Entscheidungsträgers.
Auf die Nerven gehen könnte einem natürlich, wie in einer Rezension beschrieben, das neurotische Prinzessinnengetue und das errötende Kichern über «einen arschvoll Bass», den ihm sein grinsender Musikchef verspricht. Das aber kann man auch auf eigenartige Weise rührend finden, denn dass er nicht altersgerecht altern konnte, war ja so klar wie sein Spinnertum. Dass er sich, als Perfektionist und Arbeitstier, seiner künstlerischen Umgebung ebenfalls ganz offenbar nicht bewusst ist, wirkt dagegen schon irritierend. Es ist keine Oberflächlichkeit, wenn einen seine groteske Achtzigergarderobe ästhetisch vollkommen schreckt. Übergrosse, knallbunte, schultergepolsterte Jacketts, enge bunte Jeans, dazu natürlich die Tokio-Hotel-Manga (wie man jetzt weiss)-Perücke. Und die Musik steckt natürlich ebenso in dieser Vergangenheitsform fest. Wobei immerhin die Klassiker schon als Klassiker funktionieren. Aber dann gibt es allergemeinste Gitarrensoli und Keyboardsounds, die man echt nicht mehr ertragen kann.