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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#«Blindness»
  4/5
film
«Blindness»

Internierungslagern Herr zu werden versucht. In diesen ehemaligen psychiatrischen Kliniken sind die Blinden alleine auf sich gestellt. Es entsteht eine neue soziale Ordnung, in der dem Menschen einer seiner wichtigsten Sinne fehlt. Es beginnt mit der Unmöglichkeit einer Hygiene, geht über in den Streit um die rationierten Nahrungsbestände, die letztlich unter die Kontrolle des Stärkeren geraten, der die Schwächeren damit beherrschen kann.

Es könnte Samuel Beckett sein. Oder Kafka. Saramago ist zweifellos ein Verwandter von beiden. Mit Kafka teilt er die Fähigkeit durch die einfache Schilderung die ganze Hintergründigkeit der menschlichen Existenz zu transportieren. Mit Beckett den Hang zur experimentellen Anordnung. In «Die Stadt der Blinden» hat das Land keinen Namen, die Stadt bleibt anonym und selbst die Figuren sind namenlos. Sie heissen «der erste Blinde» (Yusuke Iseya), «der Augenarzt» (Mark Ruffalo), «die Frau des Augenarztes» (Julianne Moore) und so weiter.

Fernando Meirelles hat dies alles berücksichtigt und geht in der visuellen Umsetzung radikale Wege. Er lässt den Betrachter mehr als einmal mit grellem Weiss selbst erblinden. Und er zeigt das menschliche Verhalten oft und lange ohne Worte in mal berauschenden, mal schockierenden Bildern, unterlegt mit narrativer Musik, die sich in «Blindness» massgeblich daran beteiligt, die emotionale Tiefe der Protagonisten auf das Publikum zu übertragen.

In «Blindness» gibt es nur eine einzige Figur, die immun gegen die Epidemie ist. «Die Frau des