einen leeren Stimmzettel einwerfen. Die Politik ist auf einen Schlag ihrer Macht beraubt. In «Eine Zeit ohne Tod» setzt plötzlich das Sterben aus. Die Welt wird mit einem demographischen Problem belastet, die Kirche mit einer drohenden Inexistenz, denn ohne Tod keine Auferstehung. In solchen philosophischen Fragestellungen, die Saramago in seinen Erzählungen bis in die letzte Konsequenz durchspielt, ist er ein unbestrittener Meister und ein gnadenloser Verfechter eines Humanismus, der nur weiter bestehen kann, wenn er gegenüber sich skeptisch bleibt.
Was «Die Stadt der Blinden» angeht, war der mittlerweile 86-Jährige lange nicht von der Idee begeistert, diese Parabel verfilmt zu sehen. Drehbuchautor Don McKellar und Regisseur Fernando Meirelles besuchten mehrere Male den Autor persönlich, um ihn von ihrer hehren Absicht zu überzeugen. Die Skepsis von Saramago ist nicht unbegründet. «Die Stadt der Blinden» hätte sich unter dem Hollywoodschen Verständnis wohl leicht in eine Art Zombiefilm verwandelt. Oder sich in eine Reihe gestellt mit anderen Endzeitperspektiven wie «Children Of Men», «28 Days Later» oder «I Am Legend». Damit wäre «Blindness» zwar nicht in schlechter Gesellschaft gewesen, doch mit der Romanvorlage hätte die Verfilmung nicht mehr viel am Hut gehabt.
Die Geschichte ist so einfach wie brillant. Sie beginnt an einer Strassenkreuzung. Plötzlich wird einer der Autofahrer blind. In seinen Augen herrscht nichts weiter als ein helles grelles Licht. «Als ob ich in Milch getaucht wäre», lässt er verlauten. Damit beginnt eine Epidemie, der die Regierung anfänglich mit