Augenarztes», die sich – blind aus Liebe zu ihrem Mann – ebenfalls in das Internierungslager einweisen lässt. Durch ihre Augen können wir sehen. Unter Blinden ist bekanntlich der Sehende König. Doch das wird der Frau erst in der Folge bewusst, als eine andere Frau in ihrer Gruppe sagt: «Our leader has vision», was in seiner Doppeldeutigkeit gewissermassen die Kernaussage von «Blindness» darstellt.
Für Saramago ist die heutige Gesellschaft blind. Das Sehen – im Sinne von Erkennen – durch Dinge verstellt, die uns aufoktroyiert wurden. Als die sieben Protagonisten letztlich das Lager verlassen, weil es keine Wächter mehr gibt, wird das ganze Ausmass einer degenerierten Gesellschaft in den opulenten Bildern, die Fernando Meirelles uns offenbart, deutlich. Für Saramago braucht es Menschen mit Vision, solche die sehen können. Deshalb ist «Blindness» auch in der Filmversion nicht zur apokalyptischen Endzeitfabel geworden, sondern zu einer Parabel, die der Hoffnung einen Platz gewährt. Nicht explizit zwar, aber auf eine Weise, die es dem Leser respektive Kinogänger erlaubt, sie sehen zu können. «Blindness» ist nicht nur angesichts der heutigen Weltlage, der globalen Finanzkrise und der anstehenden Wahlen in den USA ein wichtiger Film, er steht auch stilistisch als Verfechter einer kohärenten Verfilmung eines literarischen Werkes ganz weit oben.
«Blindness», USA / Brasilien 2008. Regie: Fernando Meirelles. Drehbuch: Don McKellar. Mit Julianne Moore (Doctor’s Wife), Mark Ruffalo (Doctor), Danny Glover (Man with Black Eye Patch), Don McKellar (Thief), Alice Braga (Woman with Dark Glasses), Yusuke Iseya (First Blind Man), Gael Garcia Bernal (Bartender / King of Ward Three)
«Blindness» – Official Website »