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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#«Blindness»
  2/5
film
«Blindness»

Mit Literaturverfilmungen ist es immer so eine Sache. Es kommt nicht von ungefähr, dass Leser eines Werkes sich meist enttäuscht zeigen ob der visuellen Variante. Nicht nur Hollywood benutzt Buchvorlagen meist bloss als Ideengeber. Die Umsetzung erfolgt dann nach dem ewig gleichen Muster von kommerziellem Kompromiss und inhaltlicher Verknappung, als ob man partout für den Massengeschmack jegliche Tiefe opfern müsste.

Gerade jetzt ist mit «Elegy» einmal mehr eine Verfilmung eines Romans von Philip Roth, «The Dying Animal», in den Kinos zu sehen. Wie einst die Roth-Vorlage «The Human Stain» ein weiteres Beispiel der Ignoranz und dem mangelnden Respekt gegenüber der literarischen Substanz. In der Tat ist es nicht einfach, Werke in denen die Handlung nur Träger für das Unbewusste ist, visuell adäquat auf die Leinwand zu bringen. Grosse Romane tendieren dazu, zwischen den Zeilen den wahren Inhalt erst preiszugeben. Philip Roth hat kürzlich verlauten lassen, dass es ihm egal sei, was mit seinen Büchern im Kino geschehe. Nicht alle leisten sich diese Distanz.

Vielleicht können sie es sich nicht leisten. Vor allem, wenn es sich dabei um den Literaturnobelpreisträger José Saramago handelt. Denn die Werke des Portugiesen sind eigentlich nur als Romane getarnt. Dahinter verbergen sich soziale Anordnungen, die er im Sinne einer Fabel erzählt. Es sind literarische Experimente, um die Humanität auszuloten. In «Die Stadt der Sehenden» beschreibt Saramago eine politische Wahl, in der alle Bürgerinnen und Bürger