Lyonel Feininger, The Kin-der-Kids
April 29, 1906, Sunday newspaper page.
Collection Cartoon Research Library,
Ohio State University. © Artists Rights
Society (ARS), NY/VG Bild-Kunst, Bonn.


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das kulturelle überformat
Nr. 18 / 3. Oktober 2008
#Lyonel Feininger
  7/12
comic
Lyonel Feininger

Seine «Kin-der-Kids»-Serie war und bleibt ein nobler, wenn auch gescheiterter Versuch, der damaligen, über weite Strecken bereits zur profanen Slapstick- Massenware verkommenen Comicproduktion eine qualitativ hochstehende Satire entgegenzustellen und gleichzeitig den Hearst-Erfolg von «Little Nemo» zu konkurrenzieren. «Kin-der-Kids» wurde jedoch mitten in der Geschichte abgebrochen und durch «Wee Willie Winkie’s World» ersetzt, eine Serie, die Feininger parallel zu «Kin-der-Kids» vorbereitet hatte und die mit kindlicher Belebung der Natur spielte. Man war bei der «Tribune» zum vornherein gegenüber der «Kin-der-Kids»- Story skeptisch gewesen, einem im Vergleich zur opulent-bunten Traumwelt des Little Nemo skurrilen Plot voller eckig-unheimlicher Figuren, der irgendwie auf ungemütliche Weise unamerikanisch wirkte. In der Ankündigung von «Kin-der-Kids» liess man deshalb bei der Zeitung, bereits auf «Wee Willie» anspielend, verlauten: «Wenn Mr. Feiniger nach Amerika kommt, wird er sich auch eine andere Serie zurechtgelegt haben, die gleichzeitig mit den ‹Kin-der-Kids› laufen wird».

Murnau lässt grüssen

Die Grundzüge des «Kin-der-Kids»-Plots: Onkel Kin-der, der in der Serie nie auftaucht, ist ein pfeifenrauchender Abkömmling deutscher Einwanderer und sorgt gut für seine Kids, einen Haufen lustiger Gnome. Eines Tages machen sich der grossköpfig-intellektuelle Frühgreis Daniel Webster, sein verfressener Bruder Breitmaul, Dackel Sherlock Bones, der tüchtige Teddy und Schiffantriebsroboter Japansky in einer Badewanne übers Meer davon.