Lyonel Feininger, «The Kin-der-Kids abroad»
May 6, 1906, Newspaper Sunday page.
Collection Cartoon Research Library,
Ohio State University. Slide Service Interntl.,
Columbus, Ohio. © Artists Rights Society
(ARS), New York/ VG Bild-Kunst, Bonn.
Wellenberge, Walfang und andere Turbulenzen geben Feininger Gelegenheit zu grafischen Experimenten, wie es sie so im Comicbereich zuvor nicht gegeben hatte. Mit der die Kids verfolgenden Tante Jim-Jam im langen Schwarzen schleichen sich zusätzlich gruselromantische Elemente in die Story, die Hatz geht über Dächer und durch nächtliche Kleinstadtgassen: eher Friedrich Wilhelm Murnau denn Winsor McCay.
Die für Feininger wichtigen künstlerischen Erfahrungen des Wendepunktjahres 1906/07 schlugen sich auch in den Comics nieder. Er hatte damals seine Liebe zu Weimar entdeckt, wo er ab 1919 als Bauhausmeister tätig war. Feininger zeichnete viel in der thüringischen Umgebung der Stadt, unter anderem auch immer wieder den durch ihn berühmt gewordenen Kirchturm von Gelmeroda. Türme, Stürme, Meer, (Hoch-)Häuser, Schiffe mit ihrer wie Speere in den Himmel stechenden Takelage und Windmühlen wurden zu wiederkehrenden Bildmotiven des späteren Malers und Grafikers. Beziehungslinien führen da oft als Feiningers Markenzeichen von den dargestellten Objekten nach allen Richtungen hin bis zu den Rändern der Zeichnungen, als sollten die flüchtigen Dinge verankert werden. Die Kirchturmspitze von Gelmeroda fliegt denn auch, an Tante Jim-Jams Ballonkorb festgehakt, durch eine Episode von «Kin-der-Kids». Den narrativen Faden seiner «Kin-der-Kids» griff Feininger später leider nicht mehr auf, er verliess die Kids mitten in Russland, und wir werden nie erfahren, ob Breitmaul, der gerade eine Abmagerungskur hinter sich gebracht hat, jemals wieder anfangen wird, unmässig zu futtern.