Winsor McCay, Little Nemo in Slumberland
December 3, 1905, Newspaper Sunday page.
Collection Peter Maresca.
Digital image © 2005 Peter Maresca.
Anfangs 1906 heuerte die «Tribune» einen in Berlin lebenden deutsch-amerikanischen Karikaturisten an, dessen Aufgabe es sein sollte, im Wettstreit mit den seit 1905 im Hearst-Blatt «New York Herald» erscheinenden «Little Nemo»-Traumabenteuern von Winsor McCay eine eigene, womöglich noch verrücktere Kinder-Comicserie aus dem Hut zu zaubern. Die Leserschaft wurde von der Redaktion auf das Wunder vorbereitet: «Es gibt auf der Welt keinen besseren Zeichner als Mr. Feininger». Dieser Mr. Feininger stammte aus einer in die USA emigrierten Musikerfamilie badischer Herkunft, war 1871 in Manhattan geboren worden und – natürlich – für eine Musikerkarriere prädestiniert. 1887 zog er nach Hamburg, und zwar als Kunststudent. Der schlaksige Kerl wechselte bald nach Berlin über und veröffentlichte Karikaturen in den «Humoristischen Blättern» und anderswo.
Wettstreit mit Little Nemo
Lyonel Feiningers rund zwanzig Jahre dauernde Karriere als Karikaturist und Comiczeichner wurde von der offiziellen Kunstkritik lange Zeit ignoriert. Dabei profitierte der spätere Künstler viel mehr von den pragmatisch-formalen Straffungen und Vereinfachungen, welche er als Karikaturist durchexerziert hatte, denn von theoretischen Definitionen der Abstraktion. Die Comicphase von 1906/07 sollte überdies auch ein entscheidendes Jahr in der Entwicklung Feiningers zum Künstler werden, machte er sich doch nach Einstellung der Comicproduktion ab 1907 zum ersten Mal ernsthaft ans Bildermalen.