und zweimal geschwängert – das eine Kind ist zudem behindert – hat er ihr auch noch den HIV-Virus angehängt. Der Vater ist längst abgehauen, und dafür wird ihr von ihrer asozialen, unsäglich bösartigen Mutter die Schuld gegeben (neben dem Drehbuch hat Mo’Nique für diese Darstellung zu Recht den Oscar erhalten).
Obwohl die Geschichte in den 1980er Jahren in Harlem spielt, und damit nicht die geltenden Verhältnisse widerspiegelt, hat der Film aus afroamerikanischen Kreisen überraschend viel Kritik geerntet. Während die einstigen Wunderkinder des schwarzen Kinos wie Spike Lee oder Mario van Peebles längst die Rolle des afroamerikanischen Alltags-Chronisten zugunsten eines nicht mehr zwingend farb-relevanten Autorenkinos fallengelassen haben und mittlerweile gar die First Family schwarz ist, scheinen anderswo die historisch bedingten Ressentiments wieder hochzukommen.
In intellektuellen afroamerikanischen Kreisen wird «Precious» als kontraproduktive Ansammlung von Stereotypen betrachtet. Von einer klischeeüberladenen Folge von Bildern ist da die Rede, die der Emanzipation der schwarzen Bevölkerung entgegenlaufe. Armond White, seines Zeichens Chef-Filmkritiker von «The New York Press» und Vorsitzender des «New Yorker Filmkritiker Zirkels», ging soweit, «Precious» mit «The Birth of a Nation» zu vergleichen, jenem rassistischen Stummfilm-Pamphlet von D.W. Griffith aus dem Jahre 1915. Der Film sei, so White, eine soziologische Horrorshow. Nathan McCall,