Vom Timing her, hätte es ja nicht besser kommen können, als dass ein Film wie «Precious» zur selben Zeit ins Kino kam wie «The Blind Side». Beide schildern sie ein schwarzes Schicksal und doch könnten die Filme und ihre Botschaft nicht unterschiedlicher sein. «The Blind Side» ist die Geschichte einer weissen republikanischen Frau, die sich eines schwarzen Jungen annimmt, ihn gegen die Vorurteile ihrer rechtslastigen Freundinnen bei Kaffee und Kuchen verteidigt und letztlich dafür belohnt wird, dass aus dem kleinen dicklichen Knaben ein grosser Football-Star wird. Die Geschichte ist wahr, und gerade deswegen einzigartig und damit alles andere als anwendbar auf die geltenden Verhältnisse in den USA. Aber: «The Blind Side» ist ein Stück Traum, ein Versprechen auf Chance für den Schwächeren dank der Güte des Herrschenden. Das kommt beim Publikum an und lässt sie die Realitäten für ein zwei Stunden vergessen.
Kino ist für die Mehrheit der Menschen Ablenkung. Eine Flucht vor der Tristesse des Alltags. Hollywood liefert die Träume dazu. Obwohl das umgekehrte Konzept doch eigentlich viel besser funktionieren würde. Nach dem Besuch von «Precious» wird sich jeder besser fühlen, weil: so schlimm kann es uns gar nicht gehen, wie der Protagonistin in diesem Film. «Precious», basierend auf dem gleichnamigen Roman von Sapphire ist ein ultrahartes Stück Kino. Die 16jährige Claireece Jones (Gabourey Sidibe), genannt Precious, ist stark übergewichtig und kann kaum lesen und schreiben. Vom Vater regelmässig missbraucht