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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
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  7/9
dossier: Schwarzes US-Kino

Betrachtet man sich jedoch die erhaltenen – und in den letzten beiden Dekaden oft abenteuerlich wiederentdeckten – Micheaux-Filme, findet sich durchaus oft ein kommunaler, selbstvergewissernder Blick und soziale Motive, die, anders als in den weissen Filmen, auch die musikalischen Zusammenhänge prägen, wo nach Hollywood-Art die individuelle Ausnahme des Helden betont wird. Diesen leicht ins Soziale erweiterte Blick wiederum findet man auch in vielen Filmen der 1990er Welle. Dort wurde (nicht zuletzt angeregt durch die Explosion von Hip-Hop) die Blaxploitation der Siebziger, in denen Polizisten aber eben auch Dealer und Gangster wie «Superfly» oder «The Mack» zu Ghettohelden wurden, in den Jugendfilm verlängert und je nachdem eher schrill und laut, oder nachdenklich und melancholisch verhandelt.

Natürlich kehrten die jeweiligen Action- und Krimivarianten zurück, wie in «New Jack City», der – gedreht von Melvin Van Peebles’ Sohn Mario – Namensgeber einer den Raps nachempfundenen Ästhetik wurde. Daneben suchten in einigen ihrer schönsten Filme weiterhin die Old School der Unabhängigen um eine eigenständige Ästhetik und verlängerten dabei ihre Plots in gleichsam mythologisierende Vergangenheiten der USA oder Afrikas.

Und dann gibt es natürlich immer und überall Spike Lee. Der New Yorker bildet gleichsam eine Schule für sich, ob mit den formal freien frühen Filmen, mittlerem Afromainstream wie «Malcolm X» (1992) oder zeithistorischen Einlassungen zum Million Man March