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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
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dossier: Schwarzes US-Kino

Die Popvariante, die später zum Genre der sogenannten Blaxploitation führte, verantwortete Melvin van Peebles praktisch im Alleingang als Gegen-«Shaft». Sein «Sweet Sweetback’s Baadasss Song» von 1971, spielt in einer Art landesweitem Ghetto, in dem Van Peebles selbst – der auch, darin Vorbild für die frühen Guerilla-Produktionen Spike Lees, auf abenteuerliche Weise schrieb, produzierte und die Musik komponierte – einen im Bordell aufgewachsenen coolen Hustler spielt, der einen Black Panther vor der Polizeiwillkür rettet und dabei zwei weisse Polizisten umbringt.

Die beiden Pole Integration und Protest beherrschen jedoch schon die früheste schwarze Produktion. Noch immer eher wenig bekannt sind dabei die frühen schwarzen Indies, die es praktisch seit Beginn der Filmgeschichte gab, wobei die ersten Jahrzehnte der unabhängigen schwarzen Spielfilmproduktion der Produzent und Regisseur Oscar Micheaux ebenso dominierte wie heute vielleicht Tyler Perry. Schon dort ging es darum, ob, wie vorzugsweise bei Micheaux und den an das schwarze Publikum gerichteten weissen «race movies», einfach Plots und Ästhetik Hollywoods – mit kleineren Mitteln – nachgestellt werden sollten, oder ob es nicht eigene Geschichten und Räume zu erschliessen gäbe. Während die «race movies» lange und mitunter sehr erfolgreich liefen – es gab zu Zeiten weit über tausend entsprechende Kinos – war es das weisse unabhängige Kino, das in den 1950er Jahren begann, im Zeichen des Niedergangs des Studiosystems sozialrealistische Filme zu drehen, die vom sozialen und politischen Elend berichteten.