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Hauptsache, die Frisur sitzt
Ich werde hier niemanden mit Urlaubsdetails langweilen. Zum dritten Mal hintereinander habe ich mich auf eine etwas stumpf gebuchte Zweiwochenflucht begeben, diesmal nach Afrika, nah dem Herzen der Dunkelheit. Überhastet, spontan, und drei Tage später sitzt man an einem schönen Meer, die Temperaturen liegen lässig und weit über 35 Grad und man hasst abwechselnd die alten und jungen Sextouristen für ihre Golden-Age-of-Colonialism-Skrupellosigkeit und sich selbst für die halbe Heuchelei, die Blödmänner zu hassen, aber mit einem Buch zwischen ihnen rumzuliegen, und wie sie zu tauchen oder zu den wilden Tieren auf Safari zu fahren, während an den Stränden die Leute betteln und in den Städten das Elend unfassbar unerträglich aussieht. Dass man sich im Gegensatz zu den andern wenigstens in die freie Wildbahn der ruinierten Gesellschaft traut und sich nicht aufführt wie Clark Gable in «Mogambo» und den einheimischen Barkeepern Sambomässig auf die Schultern klopft, macht die Dinge nicht besser.
Erholsam war es natürlich trotzdem, und spannend, das Land betörend schön, ganz beblüht und weit, das Meer voller Haie und Rochen und die Savannen voll Elefanten und Löwen und Giftschlangen und was eben sonst noch so hingehört. Und die Leute reagierten auf Touristen wie überall sonst auf der Welt nett bis desinteressiert. Es ist ja nicht so, dass irgendwer weniger unter Armut oder Ausbeutung zu leiden hätte, wenn man reisend durchs Land zieht statt dumpf in irgendwelchen Luxusenklaven zu hocken. Aber man selbst muss sich beim Reisen nicht ganz so ignorant vorkommen, weil man sich wenigstens oberflächlich interessiert.