Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 29 / 21. Dezember 2009
#aus der Sicht von Hanspeter Künzler
  2/2
dossier: Das kulturelle Jahr 2009
aus der Sicht von Hanspeter Künzler

mitten ins Publikum, und sangen, flüsterten und hauchten zur Begleitung von Ukulele, Handorgel und Mandoline seltsame Horrorsongs, während denen keiner, aber wirklich keiner der Umstehenden, sich getraute, einen Laut von sich zu geben. The Mystery Fax Machine Orchestra entpuppten sich als veritables Orchester mit sieben Geigen und einer Harfe – wild, jazzig und mit tollen ans Kabarett erinnernden Texten. William D. Drake schliesslich war einmal bei den Cardiacs, spielte gegenwartsklassisches Piano, neben ihm stand ein Mann an einem zweitem Keyboard und einer Drehleier, dazu kam eine Sängerin, und zusammen kredenzten sie eine hypnotische Mixtur aus Gegenwartsmusik, Prog.-Rock, Ramones und Folk. Solche Musik halt, und noch ein paar Folkie-Alben haben mein Jahr geprägt. Und natürlich Michael Jackson, der meine unprätentiöse Biographie mit seinem Tod über Nacht in einen Bestseller verwandelte. Sechs Monate habe ich mich mit Gusto und einem gewissen Staunen ob dieser eigentümlichen Wende in meiner schreiberischen Karriere mit Jacko befasst – eine surreale Zeit, die nun wie ein gewaltiges Gespenst über das Jahr 2009 wacht.

Zwei Bücher sollen auch noch Erwähnung finden: die Chronik von Edwyn Collins’ Gehirnblutung, die seine Lebenspartnerin Grace Maxwell in ein ausserordentlich vitales und inspirierendes Lebensdokument verwandelte. Und die Londoner Memoiren von Madness-Sänger Suggs, voll süffiger Stadtgeschichten und charmanten Anekdoten über sein Leben, sein Auto, seine Drinks und seine Band.