Die Schweiz hat ihre Unschuld verloren: Das Bankgeheimnis wurde geknackt, Steuerflüchtlinge ziehen ihre Gelder ab, die helvetischen Banksafes sind nicht mehr sicher. Der Ruf des bis anhin hoch angesehenen Finanzplatzes bröckelt. Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosenzahlen tun das Ihrige: Das «Land der Unschuldigen» (Peter Bichsel) reagiert teils trotzig und mit zunehmender Verunsicherung – dem besten Nährboden für Überfremdungsängste, die von gewissen Kreisen eifrig geschürt werden. Rückblickend lohnt es sich darum, einige Schweizer Klassiker aus dem Bücherregal zu ziehen. «Heimat ist unerlässlich, aber sie ist nicht an Ländereien gebunden. Heimat ist der Mensch, dessen Wesen wir vernehmen und erreichen», schrieb Max Frisch vor 70 Jahren in sein Tagebuch. Niklaus Meienberg wiederum assoziierte die Engstirnigkeit gewisser Mitbürger mit «Erinnerungen an Lebewesen, die ihr Territorium mit Duftmarken abstecken». Literarisch hatte das Jahr 2009 demnach sein Gutes, die alten Mahner sind wieder topaktuell.
Bücher-Highlights:
Jacques Chessex: «Un Juif pour l’exemple»
Karl-Markus Gauss: «Die fröhlichen Untergeher von Roana»
Gerhard Gnauck: «Wolke und Weide. Marcel Reich-Ranickis polnische Jahre»
Mirosław Nahacz: «Bombel»
Olga Tokarczuk: «Unrast»
Empfehlenswerte Alben:
Avishai Cohen: «Aurora»
Sarda: «Olbia»
Gute Filme:
Quentin Tarantino: «Inglorious Basterds»
Neill Blomkamp: «District 9»