LoVid: Tali Hinkis (American, *1974 in Israel)
und Kyle Lapidus (American, *1975)
«Retzuot (ShinShinAgam)», 2008, resin,
wire, cloth, custom electronics, video.
Courtesy of the artists, New York.
Das Jewish Museum hat sich in seiner langen Existenz nie als isoliertes Projekt verstanden. Im Gegenteil: ob gleichgeschlechtliche Liebe oder die Verständigung unter den Völkern, ob Tabu oder Provokation: es ist eine Institution, die stets Türen geöffnet hat, für ein neues Denken im Umgang mit alten Traditionen. Und so erstaunt auch die jetzige Ausstellung kaum: «Reinventing Ritual» erlaubt jüdischen Besucherinnen und Besuchern einen neuen Blick auf die alten Rituale und Nichtjuden einen Blick auf die Tradition durch das Auge der zeitgenössischen Reflexion. Unterteilt in vier Sektionen – «Covering», «Absorbing», «Building» und «Thinking» – nähert sich die Ausstellung den klassischen Ritualen des jüdischen Alltags. Alle vier Schwerpunkte basieren auf den spezifischen Aktionen, die es Juden ermöglicht, eine dynamische Beziehung zu anderen Menschen, ihrer Gemeinde oder der natürlichen und geistigen Umgebung zu kreieren.
Alle versammelten Arbeiten haben eines gemeinsam: sie hinterfragen die traditionelle Praxis. Allerdings geschieht dies nie auf eine hinterhältige Art. Die Dekonstruktion, ein Markenzeichen der Postmoderne, ist hier einer Rekonstruktion gewichen. Die Mauern wurden früher einst abgebrochen, in den Sechzigern etwa von Menschen wie Allen Ginsberg oder Wallace Berman, die die jüdische Romantik mit der Sexualität der Love-Generation verbanden. Die jungen Künstlerinnen und Künstler, die meisten davon aus den USA und Israel, provozieren nicht um der Provokation willen. Wenn schon, auf subtile Art und Weise, indem sie das Ritual von ihrer Funktionalität befreien und es auf einem formalen oder strukturellen