Sondern im Gegenteil schärft diese Reduktion den Blick auf den Reichtum des Lebens und dessen unendlichen Facetten. Die Melancholie von «An Autumn Afternoon» liegt in dieser distanzierten Anteilnahme, und der sanften Präzision, mit der Ozu seine Helden in der Welt vernetzt.
Er selbst hatte, so will es scheinen, die Formstrenge so verinnerlicht, dass er 1963 auf den Tag genau sechzig Jahre nach seinem Geburtstag starb.
Markus Schneider
«An Autumn Afternoon» (Japan, 1962). Regie: Yasujiro Ozu. Drehbuch: Kogo Noda und Yasujiro Ozu: Kamera: Yuharu Atsuta. Mit Chishu Ryu (Shuhel Hirayama), Shima Iwashita (Michiko Hirayama), Shin-Ichiro Mikami (Kazuo Hirayama), Keiji Sada (Kolchi Hirayama), Mariko Okada (Akiko Hirayama), Nobuo Nakamura (Shuzo Kawai), Kuniko Miyake (Nobuko Kawai)
Buchtipp: Wim Wenders, «Die Reise nach Onomichi». Mit Texten von Wim Wenders und Heiner Bastian. Schirmer/Mosel. 64 Seiten, 24 Farbtafeln, gebunden. Deutsch/englische Ausgabe. € 29,80, CHF 49. Wim Wenders begab sich auf die Reise nach Onomichi, einem kleinen Dorf an der Küste Südjapans, um mit eigenen Augen die Landschaften zu sehen, die der japanische Regisseur Yasujiro Ozu in den fünfziger Jahren in seinem Film «Tokyo monogatari – Die Reise nach Tokio» eingefangen hatte. Das Buch dient als Katalog zur Ausstellung in der Galerie am Kupfergraben in Berlin (bis 23. Januar 2010)