Filmszene «Capitalism: A Love Story»
© Ascot Elite

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das kulturelle überformat
Nr. 28 / 2. November 2009
#«Capitalism: A Love Story» von Michael Moore
  6/7
360°
«Capitalism: A Love Story» von Michael Moore

«Capitalism» zeigt er zwar auch nur eine Seite der Medaille, aber letztlich nur, weil die andere Seite nicht mehr existiert. Was soll man beschönigen, wenn Grossfirmen wie etwa Walmart oder Bank of America Lebensversicherungen auf ihre untersten Mitarbeiter abschliessen? Wird dann einer dieser Angestellten krank – wie im Film geschildert – wird ihm von der Krankenkasse unter fadenscheinigen Begründungen die Behandlung verweigert. Das Resultat: der Angestellte stirbt, die Familie verliert ob der Schulden die gesamte Existenz und die Firma streicht eine satte Summe ein. Oder wie es ein Anwalt im Film formuliert: «Diese Firmen leben besser, wenn der Mitarbeiter stirbt, als wenn er weiter leben und arbeiten würde.»

Es kommt noch besser. In den letzten Wochen und Monaten häuften sich die Vorfälle im inländischen Luftverkehr. Die heroische Landung einer US Airways Maschine im Hudson River im Januar dieses Jahres ist einzig und allein dem Können und der Erfahrung des Piloten Chesley «Sully» Sullenberger zu verdanken. Er wurde gefeiert, wie das ein medial völlig verseuchtes Land wie die USA gerne und leidenschaftlich tut. Doch als er bei einem Hearing des Senats auf die Missstände im amerikanischen Luftwesen aufmerksam machte, hörten alle weg. Ein Pilot verdient heute in den USA weniger als 20'000 Dollar im Jahr, was ihn zwingt, einen Zweitjob anzunehmen. Einige sind sogar auf Lebensmittelmarken angewiesen. «You know, maybe it's just me», meint dazu Michael Moore, «but the two occupations whose workers shouldn’t be humpin’ a second job are brain surgeons and airline pilots. Call me crazy.»