Erst in den Siebzigern musste auch die Frau eine Anstellung finden, um den Standard der Familie halten zu können. Wieder ein paar Dekade später nahm man eine neue Hypothek aufs Haus auf, um mitzuhalten. Und als dies auch nicht mehr reichte, wurde anhand von fast kostenlos abgegebenen Kreditkarten der Atem noch einmal verlängert. «Shop ’till you drop», lautete das Motto. «Go shopping», befahl George Bush noch seinen Untertanen, als sich die ersten Anzeichen der Krise bemerkbar machten. So wollte er den Karren am Laufen halten.
«Capitalism: A Love Story» ist in der Tat die Schilderung einer Liebesbeziehung. Allerdings ohne Happy End. Eher wie in «Love Story», jenem Schmachtfetzen von Bestsellerautor Erich Segal, bei dem das Glück der Liebenden zu Ende geht, weil einer der Partner einfach wegstirbt. Nun, die Mittelklasse stirbt den Managern weg, weil man wohl unter Dauereuphorie nicht mehr klar zu denken imstande war. Man kann den eigenen Angestellten nicht auf die Strasse stellen und die Arbeit einen Chinesen machen lassen. Irgendwann kommt den Millionen von Ex-Angestellten die Kaufkraft abhanden. Das ist eine Logik, die einem jeder Zehnjährige erklären könnte. Ausser natürlich die wirtschaftliche Null und die ihn umgebenden Betonköpfe, die sich im Jahr 2000 via Oberstem Gerichtshof ins Weisse Haus befördern liessen.
In «Fahrenheit 9/11» hätte man Michael Moore noch vorwerfen können, er würde die Sache zu einseitig, zu verschwörerisch betrachten. In «Sicko» und nun in