Signalpfiffe der Schiffe. Zu hören sind auch glucksendes und plätscherndes Wasser, der schleifend-klatschende Rhythmus der Schaufelräder, die Pumpen und Ventile, die scheppernde und ächzende Mechanik, die das Alter der rund 100-jährigen Ungetüme vermitteln, sie als eigentliche Lebewesen ausweisen. Dokumentierte Cyrill Schläpfer mit dem Film «UR-Musig» (1993) eine entschwindende Heimat mitsamt ihrer Kultur und Natur, so ist es hier eine Hommage an eine eigentlich abgeschlossene technische Epoche, eingebettet in durchaus heimatlich anmutenden Geräuschen des Vierwaldstättersees inklusive Vogelzwitschern und Kirchenglocken.
Aus rund 8’000 solcher Soundclips, und nur aus solchen Originaltönen, hat Cyrill Schläpfer die «Dampfschiffsymphonie» komponiert, das Kernstück von «Die Waldstätte» (die anderen drei Teile haben eher dokumentarischen Charakter). Er hat diese Klänge nur sanft bearbeitet, gestimmt und transponiert, aber keine elektronischen Effektgeräte eingesetzt; aus einigen Sounds hat er schlichte Leitmotive und Rhythmusschlaufen geschaffen. All dies hat Cyrill Schläpfer dann zu einer Art von naiver Musique concrète verwoben, die meditativ gemächlich dahinfliesst, stellenweise stillzustehen scheint. Und einigen Wehmut ausstrahlt.
Cyrill Schläpfer hat diese Klangmontage in der DVD-Version nicht etwa mit Videosequenzen von Schiffen voller heiterer Touristen bei strahlend schönem Wetter illustriert. Er hat vielmehr Fotografien von leeren Schiffen in der nebligen Nebensaison bevorzugt und diese einfach verschoben und mit anderen überlagert, hat in diese hinein- oder herausgezoomt. Dieser eigenwillig inszenierte Bilderreigen wirkt meist berückend schön, ist manchmal auch mythisch überhöht, gespenstisch wie Wagners «Fliegender Holländer» oder zuweilen gar psychedelisch-grell verfremdet. Diese Illustrierung der «Dampfschiffsymphonie» lenkt jedoch auch von der Musik ab – mit gutem Grund gibt es neben der audiovisuellen DVD auch eine CD-Version, die einzeln erhältlich ist.