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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Chris Ofili
  4/9
kunst
Chris Ofili

Dies und überhaupt das Sammelsurium von ungewöhnlichen Techniken, die Ofili ins Feld führt gegen die zerebrale Trockenheit der britischen Kunst in der Zeit, in der er als vielversprechender aber richtungsloser Student seinen Weg suchte. Er gebrauchte seine Farbe da wie Tinte, dort wie Batik, tupfte sie auf wie die vorsintflutlichen Höhlenmaler von Afrika, klebte Bilder aus der Zeitung darauf, überpinselte das Ganze mit noch mehr knalligen Farben und kreierte so im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtige Bildlandschaften, deren einzelne Ebenen mehrdeutig neue Komplexitäten und Zusammenhänge offenbarten.

Von weitem betrachtet sind Bilder wie das grossartige «Spaceshit», «No Woman No Cry», «Afrodizzia» oder «The Adoration of Captain Shit and the Black Stars» wahre Farbexplosionen, wie sie in ihrer Kühnheit kein anderer britischer Gegenwartskünstler gewagt hätte. Von nah betrachtet sind es Ameisenhaufen, deren Anhäufung von filigranen Details den Betrachter ganz anders packt: im Detail liegt bei Ofili die Stille. Jedes Detail ist quasi das Auge des Orkans. Und diese Üppigkeit von Detail, diese Anhäufung von Farbe ist es, die uns heute noch verstört
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Afrodizzia (Second version)
1996; Acrylic, oil, polyester resin, paper collage, glitter, map pins and elephant dung on linen; 243.8 x 182.8 cm; Courtesy Victoria Miro Gallery, London; © Chris Ofili