Zweitens fällt auf, wie atemberaubend sinnlich die Kunst von Chris Ofili ist ohne der Schock des Neuen. Der Elefanten-Dung ist etwa so gross wie ein Kindsschädel. Das ist auch Ofili aufgefallen: zu den Frühwerken gehören Haufen, die mit Zähnen und Dreadlocks dekoriert sind und so in schrullige Kobold- Schädel verwandelt wurden.

Aber der Elefanten-Dung, auf dem die Gemälde ruhen, oder der als Bildelement wie eine dicke, braune, runzlige Nase zum Beispiel aus dem Gemälde herausragt, ist nicht einfach nur amüsant. Ganz und gar nicht. Losgelöst von ihrem natürlichen Habitat sind sie so etwas wie eine Urform, die wir nicht definieren können, die uns aber unwiderstehlich in ihren Bann zieht – schon darum, weil wir Angst haben, beim Vorbeigehen zu nahe zu kommen und allenfalls ein Malheur zu veranstalten. Diese «Berührbarkeit» – ja, die Verlockung, den Finger darauf zu legen, ist manchmal kaum zu bezähmen – ist es denn, welche die so zeitgebundene Gegenüberstellung von Pop- und News-Images aus ihrer zeitlichen Umklammerung herauslöst.


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Third Eye Vision, 1999; Oil, acrylic, paper collage, glitter, polyester resin, map pins and elephant dung on linen; 243.8 x 182.8 cm; Courtesy Walker Art Centre, Minneapolis; © Chris Ofili