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das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Chris Ofili
  2/9
kunst
Chris Ofili

Elefantendung, Ice-T, Tränen aus Detailausschnitten von Pornos, Blacula und Don King – es ist nicht eine Bilderkombination, die auf Anhieb als museumswürdig erscheinen würde. Vor allem nicht im prüden Grossbritannien der 1980er Jahre, als die Landschaftsaquarelle von Prinz Charles ungefähr das riskanteste in Sachen moderner Kunst waren, auf die sich die Thatcher- Regierung und ihre Fans noch eingelassen hätten. Wenn man heute durch die Räume der Ofili-Werkschau in der Tate Modern schweift, fallen einem vorerst zwei Sachverhalte auf. Erstens: Ofilis vielgerühmte, skandalumwitterte Frühwerke reflektieren so direkt den aufmüpfigen aber humorigen Zeitgeist der britischen Musikszene, die gerade Hip-Hop entdeckte, dass von ihnen heute eine fast schon nostalgische Stimmung ausgeht. Es sind Rauchsignale aus einer Zeit, in der Gangster Rap noch irritierte, gewaltige Afro-Frisuren dermassen out-of-fashion waren, dass sie noch mehr verwirrten als zuvor in den Sixties, und in der Schlitzohren wie der Box- und Musikpromoter Don King für die Verfechter der Freien Marktwirtschaft ein erhebliches Image-Problem darstellten.

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No Woman, No Cry 1998 
Acrylic, oil, polyester resin, pencil, paper collage, glitter, map pins and elephant dung on linen 
243.8 x 182.8 cm 
Photo: Tate 
© Chris Ofili