Anzeige
das kulturelle überformat
Nr. 31 / 30. April 2010
#Kolumne von Markus Schneider, Berlin
  3/5
gedankengang
Kolumne von Markus Schneider, Berlin

Man kennt die Argumente und eigentlich wollte ich hier gar nicht darüber reden. Aber dann kam eine Mail von der Musikindustrie, die erklärt, sie würde ihre Abmahnungen nicht als Geschäftsmodell betrachten. Was angesichts der flächendeckenden Verfolgung – die angeblich nur abschrecken soll, aber trotz längst angekurbelter Diskussionen auch in ihrer finanziellen Einträglichkeit weiter ausgebaut wird – nicht gerade glaubhaft klingt.

Dem Zeitgeist jedoch entspricht die Diskussion natürlich auch wegen der Plagiatsvorwürfe gegen Helene Hegemann und ihr Kinderbuch «Axolotl Roadkill», das mir natürlich schon wegen des inspiriert gewählten Viechs gefällt, das ja biologisch ewiger Teenager, ein Leben lang unreif bleibt. Ich hatte mir das Tierchen übrigens mal als Facebook-Porträt ausgesucht – nicht wegen der Teenagersache, ich bitte Sie. Sondern weil es so blass ist und immer ein bisschen halbbesoffen zu grinsen scheint, weshalb ich fand, es sei ein schönes Kater-Wappentier.

Das Buch und seine Autorin wiederum sind schwierige Fälle, finde ich. Die aber nicht, wie alle schreiben, mit Bushido zu vergleichen sind. Schliesslich darf man durchaus samplen, man darf zitieren und montieren. Man sollte das nur entweder gut verpacken oder halt irgendwo ein bisschen kenntlich machen: Das hat mit Respekt zu tun, oder? Und ich finde, dass La Hegemann sich nicht sehr freundlich gezeigt hat, als sie, mit ihrem berühmten Kulturvater (er war Dramaturg an der Berliner Volksbühne und arbeitet derzeit als Professor in Leipzig) und einem Grossverlagsvertrag im Rücken so achselzuckend die Bedenken abgetan hat. Namen zu erwähnen von Bands oder Blogger in so einem Text aus dem Nachtleben, das kann man schon erwarten. Mit den konsumierten Drogen wird doch auch angegeben.

Blogger Airen hat andererseits ja cool reagiert – und elegant grade ein neues Buch nachgeschoben, dem jetzt auch mehr