Jetzt haben sich auch Schweizer Bands gemeldet, wobei eine davon freilich schon entschädigt wurde und daher nicht klagte. Mit ihren Namen Lacrimosa und Samael – also, wenn uns Latein- und Hell-Boy-Unterricht nicht täuschen, tränenreich und Todesengel – fügen sie sich immerhin schön ins rappende Bushido-Pathos-Gejammer.
In den Zeitgeist fügt sich wiederum die Diskussion um die neue «Kostenlos-Kultur», die letzte Woche in einem recht ulkig und allein auf einer Baustellenbrache gelegenen Café vor dem Hauptbahnhof Dieter Gorny mit gewohnt apokalyptischer Tönung beschwor, wie jedes Jahr zur Pressekonferenz des deutschen Bundesverbands der Musikindustrie.
Dort ging es eigentlich ganz entspannt zu. Denn es wurden Zahlen vorgelegt, nach denen CD-Verkäufe wieder stiegen und der Downloadmarkt wächst und die Piraten tatsächlich auf ein Viertel ihrer Kampfkraft dezimiert werden konnten, weil bekanntlich in Deutschland eine ganze anwaltliche Subkultur damit beschäftigt ist, Schüler und Studenten zu schröpfen, die sich illegal im Netz bedienen. Zu den vorbildlichsten Künstlern – einige pflegen ein eher gelassenes Verhältnis zum Downloadwesen – gehört übrigens Bushido, der seine Fans rigoros zur Kasse bittet, was für ein paar Songs schnell mal an die 1000 Euro wert sein kann.
Während nun allerdings niemand ausser ein paar Piratenparteiwitzfiguren an den berechtigten Interessen künstlerischer Urheber zweifelt – höchstens daran, wie lange in diesem Umfeld noch die herkömmliche Musikindustrie gebraucht wird – polemisiert der Verbandschef vom kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Untergang. Und dies gerne mit Fantastillionensummen, die der Industrie entgingen, als ob jeder Teenager, der illegal zehn Alben im Monat runterlädt, dies auch tun würde, müsste er dafür mit Taschengeld bezahlen.